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1. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 245

1842 - Zwickau : Zückler
245 von der See her auf ihren stachen Kähnen die Weser und Elbe aufwärts plündernd und raubend in Deütsch- land eindrangen. Die schlimmsten Unholde aber wa- ren die rohen Ungarn, welche haüfig zu Hilfe gerufen wurden, wenn die Slaven sich der Deutschen nicht mehr allein erwehren konnten. Wie der Blitz waren sie im deütschen Lande, durchstreiften cs auf schnellen Rossen in seiner ganzen Lange, raubten alles Vieh, führten die Menschen als Sklaven fort; und ermannte sich das deutsche Volk ja einmal zu muthigcm Wider- stande: so waren die Ungarn meist schon wieder zum Lande hinaus, ehe die schwerfälligen Rüstungen der Deütschen zu Stande kamen. Alles das mußte der da- malige König Konrad geschehen lassen, da er selbst mit t deütschen Fürsten in stetem Kriege war. Sein vorzüglichster Gegner war der Herzog Heinrich von Sachsen, ein Nachkomme Wittekinds. Ihn konnte Konrad nicht besiegen. Wie würde das eine kleine Seele zu Haß und Rache gestachelt haben! Hören wir, was Konrad that! Als er dem Tode nahe kam, lag ihm seines Deütschlands Unglück recht schwer auf dem Herzen. Wer soll nun helfen? dachte er. Ich konnte es nicht, weil Heinrichs Hand zu schwer auf mir lag; denn er war kräftiger, als ich. Halt! ich habe den Mann! Er soll Deütschlands Netter sein! Und er em- pfahl Heinrichen den deütschen Fürsten mit libergchung des eigenen Bruders zu seinem Nachfolger als König von Deütschland. Die deütschen Fürsten sollen Hein- richen, als sie ihm die Krone brachten, auf dem Vo- gelheerde gefunden haben. Darum heißt er der Vog- ler oder Finkler bis auf den heütigen Tag. Ihm ge- lang es, in einer Schlacht gegen die Ungarn einen vornehmen Anführer derselben gefangen zu nehmen. Für die Frergebuttg desselben gewährten ihm die Un- garn einen ncünjährigen Waffenstillstand. Aber nun legte Heinrich nicht etwa die Hände in den Schoos, oder schwelgte und praßte bei glänzenden Festen. Nein! in ganz Deütschland sah man ihn herumcilen. Hier ließ er offene Orte mit Mauern umgeben, wohin die Wehrlosen ftüchten könnten, wenn das ungarische Un- gcthüm wieder einbräche; dort übte er das Fußvolk im Waffengcbrauche, um dem Feinde eine feste Lanzen-

2. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 292

1842 - Zwickau : Zückler
292 von der wir gar keine Vorstellung haben, muß man wohl hierher rechnen, wenn man auch nicht leugnen kann, daß die feige Geduld, mit welcher der Bürger unserer Tage abwartet, wie viel die Habsucht des ein- dringenden Feindes ihm lassen will, nicht zu den Tu- genden gehört, die den Mann zieren. Aber auch, wenn kein allgemeiner Krieg war, fiel es wohl einigen Rit- tern der Nachbarschaft ein, der Stadt Fehde anzusa- gen. Dann waren Tag und Nacht die Thore geschlos- sen, oder wenigstens stark bewacht; kein Einzelner wagte es, im Freien frische Luft zu schöpfen; das Schwert an der Seite, bestellte der Bürger seinen Acker; nur unter gewaffneter Bedeckung sendete man die Heer- den auf die Weide und die Waarentransporte auf die Straße. Gleichwohl erscholl oft genug das Jammer- geschrei der Witwen und Waisen durch die Straßen, wenn ihnen der Gatte und Vater von den Knechten der feindlichen Ritter draußen erschlagen worden war; glücklich noch die Neichen, welche bloö auf die Naub- burgen geschleppt wurden, um von ihren Angehörigen mit großen Summen ausgelöst zu werden. — Rechnet ihr hierzu Pest und Hungersnoth, denen die Städte so wenig entgingen, als das platte Land, und von de- nen die erste in Ermangelung aller ärztlichen Vorkeh- rungen in jedem Menschenalter wenigstens einmal ihre gräßliche Wanderung machte: so werdet ihr wohl ein- sehen, daß der Burger in seinen wohlgebauten und heitern Städten, die jetzt durch das Gesetz besser ge- schützt find, als ehemals durch finstere Mauern, wohl schwerlich Lust haben möchte, seine jetzigen Verhält- nisse mit den ehemaligen zu vertauschen. — Nun, wer- det Ihr fragen, so waren wohl die gestrengen Junker in jenen Zeiten die einzigen glücklichen Menschen? Es fragt sich, was ihr Glück nennt. Eüch Landleüte brau- che ich hoffentlich nicht vor den abgeschmackten Dar- stellungen der Ritterromane zu warnen, mit welchen das junge Volk in der Stadt seinen gesunden Men- schenverstand verdirbt. In diesen unsinnigen Büchern nimmt sich das Ding manchmal freilich wunderhübsch aus. Hört ihr lieber die nackte Wahrheit! Die mei- sten dieser Junker waren so roh und unwissend, wie ihre Leibeignen eben auch. Sich herumschlagen in den

3. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 253

1842 - Zwickau : Zückler
253 Hellen Verstand, um die verbreiteten Irrlehren aufzu- decken z den festen Willen, alle seine Kräfte für den Sieg der Wahrheit zu verwenden; und ein fröhliches Gottvertrauen, welches ihn keine Gefahr fürchten ließ. Dieses Gottvcrtrauen war ihm auch sehr nöthig; denn als er verlangte, daß seinen Landsteüten das Evange- lium in ihrer Muttersprache gepredigt werden sollte — kannst du wohl glauben, mein Sohn, daß man da- mals den Gottesdienst in lateinischer Sprache hielt, die Niemand verstand? — als er forderte, daß beim heiligen Abendmahle den Christen nicht nur die Hostie, wie der Papst in Rom geboten, sondern auch der Kelch gereicht werde, wie Christus befohlen hatte; als er die schwelgerische und wollüstige Geistlichkeit mit lauter Stimme zur Verbesserung ihrer Sitten antrieb: da forderte man ihn 1414 nach Koftnitz in der Schweiz, wo eine Menge vornehmer Geistlichen und weltlicher Fürsten zusammengekommen war, um sich über die Angelegenheiten der Kirche zu berathen. Als er hier nun nicht widerrief, was er gelehrt hatte: da warf man ihn in ein schreckliches Gefangniß, verbrannte ihn lebendigen Leibes und zerstreüte seine Asche in dem Rheine. Aber seine Freünde, die Hussiten, hatte man nicht zerstreüt; sie sammelten sich vielmehr zu furcht- barer Rache. Der Haß der Böhmen war besonders gegen den Kaiser Sigismund gerichtet, welcher den Huß durch trüglichcs Versprechen der Sicherheit nach Kostnitz gelockt hatte. Unter den deütschen Fürsten nun, welche Sigismunden gegen die Böhmen beistan- den, zeichnete sich besonders Friedrich der Streitbare aus. Das bekam seinem Lande übel. Denn nicht nur wurden seine Heere in Böhmen zu verschiedenen Malen völlig geschlagen, sondern schon bei Friedrichs Lebzeiten, mehr aber noch nach dessen Tode 1428 stürz- ten die Hussiten in die meißnischen Länder herüber, wo sie Städte und Dörfer plünderten und anzundeten, Männer, Weiber und Kinder mordeten und den übrig- tzcbliebenen nur die Augen ließen, um ihr Unglück zu uberschauen und zu beweinen. Alles dieß thaten die Hussiten zur traurigen Vergeltung eben so entsetzlicher Greüelthatcn, welche zuvor die Deütschen in Böhmen ausgeübt hatten. Böse Saat, böse Frucht! Aber,

4. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 243

1842 - Zwickau : Zückler
243 mögen — und Liebe zu Trunk und Spiel hatten sie daheim genug. Gleichwohl zog unter des Quincti- tiuö Varus Anführung ein mächtiges Heer über den Rhein in das innere Deütschland, versehen mit Ru- then und Beilen, um die Unfolgsamen zu züchtigen und zu töden, bewaffnet mit glänzendem Helme und blan» kem Harnische, Schwertern und Lanzen. Das Alles aber hörte auf zu glänzen und zu glizern, als sie tie- fer eindrangen in dem Teütoburger Wald an der We- ser, und als gleichzeitig die Sonne hinter dichten Re- genwolken sich verkroch. Heftiger uno heftiger strömte der Regen; undurchdringlicher und ungangbarer wurde der Wald: da plötzlich stürzten die hochgebauten, blau- aügigen, blondhaarigen Deütschen, halbnackt, mit Thierhaüten bedeckt und furchtbar geputzt, Keüle und Spieß in der Faust, über die Eroberer her. Nur wenige Römer entkamen dem Blutbade, um ihrem Kaiser Augustus zu sagen, daß Deütschland nicht so leicht zu erobern sei. Der Mann, welcher die Deüt- schen in dieser Schlacht anführte, hieß Hermann, und das Ereigniß fällt ungefähr in dieselbe Zeit, wo die besorgte Maria ihren Sohn Jesus in dem Tempel un- ter den Schriftgelehrten wieder fand. Von da an wurden die Deütschen den Römern immer furchtbarer, besonders als letztere durch die Reichthümer, welche sie in allen Ländern zusammengeraubt hatten, schwelge- risch, schwach und feig geworden waren. Endlich um das Jahr^ 400 nach Christo stürzten von allen Seiten deütsche Völkerschaften in das römische Reich. In Spa- nien, Frankreich, England und Italien ließen sich deütsche Völker nieder, nahmen den Einwohnern Äcker und Wiesen und machten sie zu ihren Sklaven. Es war eine traurige Zeit der Verwüstung und des Jam- mers, durch welche Gott die ausgearteten Römer strafte. Unter den eroberten Völkern wurden besonders die Franken in Gallien (so hieß Frankreich, bevor die Franken dorthin kamen) sehr mächtig; aber in dem fremden Lande hatten sie die deütsche Art und Sitte verloren und wurden daher von den Deütschen, welche in Deütschland zurückgeblieben waren, nicht geliebt« Besonders lagen die Sachsen, welche an der Elbe, Weser uüd Nordsee wohnten und Heiden gebliebev wa- 16*

5. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 274

1842 - Zwickau : Zückler
274 len. Erst der Waffenstillstand zu Kötzschenbroda 1645 milderte diese Qualen in Sachsen, bis end- lich der westliche Friede 1648 denselben in ganz Deutschland ein Ende machte. Ach! selbst das Friedensfest nach einem solchen Kriege konnte nur einen höchst traurigen Anblick bieten, ln den Städten wohl tönte die Glocke hinab in die Stra- ssen, um einzuladen znm Dankgebete im Tempel des Herrn; aber nicht zahlreiche, geschmückte und fröhliche Schaaren sah man wie Bäche aus den Gässlein hervorquellen und in den Gassen sich einen zum Flusse und als Strom sich ergiessen in das Gotteshaus. Ach nein! dort wankt ein Greis aus dem verfallenen Hause; sein Mütterchen, selbst auf den Stab sich stützend, ist seine Stütze. Auf der Mitte der Strasse bleiben sie stehen und schauen hinab — dort unten muss ja der Sohn heraufkom- men und die Schwiegertochter und die fröhliche Enkelsch^ar, um mit den Grosseltern zur Kirche zu gehen — ach nein, sie kommen nicht! Pest hat den Sohn, Gram die Tochter, Hunger die En- kel dahingerafft, während die Grosseltern als Gei- sseln von den wilden Feinden in die Wälder ge- schleppt waren. Dort schleicht ein junges Weib unter Trümmern hervor; tiefer Kummer hat den Tod auf ihr Angesicht gemalt; zwei Kinder hat sie an der Hand; flie führt sie an einen gegenüber liegenden Stein; noch ist er von Blutflecken ge- röthet. Hier haben die Schweden eüren armen Vater erschlagen, sagt sie ohne Thräneü, kommt in die Kirche, um zu dem zu flehen, der nun al- lein eiier Versorger ist. Drei, fünf, zehn, vier- zehn Häuser entlang sieht man kein menschliches Antlitz hervortreten; denn die eingeschlagenen Thü- ren, die fensterlosen Höhlen, welche wie ausge- weinte Augen in die Strassen hinabstarren, sind Beweises genug, dass die ehemaligen Bewohner dieser Haüser entweder im Grabe den langen Jam- mer verschlafen, oder in der Wildniss umherir- ren. Nein, nicht Ströme ergiessen sich in das Got- teshaus, nur einzelne Unglückliche sieht man hin- einsehleichen, deren verwelkte Lippe die Zähne \

6. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 275

1842 - Zwickau : Zückler
275 nicht birgt, deren zerlumptes Kleid die Blosse nicht deckt. Und wie nun der Prediger einen Rückblick thut auf die erlebten Trübsale, um auf die Trö- stungen vorzubereiten, welche die Zukunft brin- gen soll: da hört ihn Niemand. — Alles schluchzt — er hört auf zu sprechen — nieder knieet er und flehet um Trost von Gottes wunderkräftiger All- macht für die, welche von Menschenlippen nicht mehr zu trösten sind. So sah es in vielen Städten aus. Auf dem platten Lande war es, wo möglich, noch schlimmer. Hunderte von Dörfern waren von der Erde verschwunden, und hier und da sah mah Heerden von Kindern auf den Wiesen Gras wei- den, wie die Thiere des Feldes. Stand das Dorf: so war wohl die Kirche oder der Thufm nieder- gebrannt; stand der Thurm: so hatten raiiberische Hände die friedekündenden Glocken herabgerissen, um deren Metall zu todbringenden Kanonen zu ver- schmelzen. Oder hatte wirklich ein Dorf Alles dieses noch, und waren die Reste der Bevölke- rung aus den Wäldern herbeigeschlichen, um ihr Friedensfest zu feiern: so wurden sie wohl bei diesem von wilden Raubhorden lüderlicher Men- schen geschreckt, welche auch nach Beendigung des Krieges die Rohheit beibehielten, in welcher seit dreissig Jahren die Jugend heranfgewachsen war. Dass es in dem verödeten Lande an grossen Schaaren von Bären, Wölfen und andern Raub- thieren nicht gefehlt haben wird, kann man sich denken. 13) August der Starke. Schrecklich, schrecklich war Sachsens Zu- stand während und gleich nach dem dreissigjähri- gen Kriege; aber Vater August und Mutter Anna machten Alles wieder gut. Ja, ja, mein Sohn, Vater August und Mutter Anna, welche schon seit mehr als sechzig Jahren im Grabe ruheten, wurden Sachsens Retter nach dem dreißigjährigen Kriege. War auch während dieses unglücklichen Zeitrau- 18*

7. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 281

1842 - Zwickau : Zückler
281 den. Denn König Friedrich, welcher durch jene Ab- schriften Gewißheit erlangt zu haben glaubte, daß Sach- sen nächstens gegen ihn feindlich auftreten werde, war- nte das nicht ab. Wie ein Schncesturm brachen am 28. August 1756 seine Heere über Sachsen her, wel- ches durch schnelle Gefangennchmung seines Heeres so- fort wehrlos wurde; und es begannen die Leiden des Krieges, welchen man den siebenjährigen nennt. Wa- ren auch die Barbareien dieses Krieges nicht in dem Grade entsetzlich, wie im dreißigjährigen: so ward doch Sachsen durch denselben nicht weniger entkräftet. Nicht nur wurden mehrere von den großen Schlachten dieses Kampfes, die bei Roßbach 1757, bei Hochkirch 1758, bei Torgau 1760, bei Freiberg 1762 nebst un- zähligen kleineren Treffen auf sächsischem Grund und Boden ausgefochten; nicht nur litten Zittau 1757 und Dresden 1760 durch Brand und Belagerung gräßliche Verwüstung; nicht nur fielen Hunderte von Dörfern in Asche: sondern die unglücklichen Sachsen, deren Kurfürst nach Polen gefiohen war, mußten auch dem fremden Könige fast unerschwingliche Abgaben zahlen, wenn sie die an ihre Haüser gehängten Pechkränze nicht auffiammen sehen wollten; mußten ihre jungen Mann- schaften heerdenweise zusammengetrieben sehen, um un- ter den Fahnen des Fürsten, der es wirklich auf Sach- sens völlige Zerrüttung abgesehen hatte, gegen dieje- nigen ihrer Brüder zu kämpfen, welche so glücklich gewesen waren, zu den österreichischen Heeren zu ent- kommen. Wie groß mußte die Freüde sein, als end- lich die Nachricht von dem zu Hubertusburg am 15. Februar 1763 geschlossenen Frieden erscholl! In dem- selben Jahre noch starb Friedrich August Ii., und die abscheüliche Herrschaft des unwürdigen Brühl hatte ein Ende. Während Brühl in seiner glänzenden Stellung Alles that, was an ihm war, um Sachsens Wohlstand zu zerrütten und das sittliche Gefühl der Sachsen zu verderben, arbeitete ein armer, kranker Mann in stil- ler Zurückgezogenheit mit gottseligem Eifer für die Er- haltung^ frommen gottergebenen Sinnes unter seinen Landsleüten. Christian Fürchtegott Gellert wurde 1715 zu Hainchen im Erzgebirge geboren, als das 14. Kind

8. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 356

1865 - Zwickau : Zückler
[214] 356 13. Die Deutschen im Kampf mit Römern, Slaven und Ungarn. Auch über Deutschland wollten die Römer ihre Herrschaft aus- breiten. Sie hatten bereits das westlich vom Rheine und südlich von der Donau gelegene Land erobert. Ein neuer Statthalter, Quinctilius Varus, drang mit einem Heere in's innere Deutschland ein und suchte durch Einführung römischer Rechtspflege und römischer Sitten die Deut- schen zu völligen Unterthanen der Römer zu machen. Gerade dies aber erbitterte die Deutschen am meisten und vorzüglich die Fürsten derselben. Unter diesen faßte der tapfere Hermann oder Arminius den kühnen Gedanken der Befreiung. Er gründete, während er sich vor Varus den Schein der Unterwürfigkeit gab, insgeheim einen Bund unter den ihm befreundeten'fürsten und machte den Varus immer sicherer. Da kam die Kunde, daß im Lande an der Ems Unruhen ausgebrochen seien. Varus verlangte zur Dämpfung derselben von den deutschen Fürsten Hilfstruppen; diese versprachen dieselben und erhielten dadurch einen Vor- wand, sich zum Kriege zu rüsten. Varus drang mit drei Legionen in den teuto burger Wald (Provinz Westphalen und Fürstenthum Lippe). Unsägliche Mühe und nie geahnte Schrecken warteten der Römer in den finstern Nächten dieses Urwaldes. Sie mußten seine Riesenstämme fällen und über Schluchten und Moräste Brücken bauen, um durchzudringen. Zudem tobte ein furchtbarer Sturm durch die Wipfel des Waldes, und der Himmel schüttete unaufhörliche Regengüsse nieder. Da erschienen ringsum die Deutschen; aber sie brachten nicht Hilfe, sie kamen als die Rächer und Retter des Vaterlandes. Allmälig und von fern ward der Angriff begonnen und ward immer ungestümer und kam immer näher; doch erkämpften sich die Römer einen Lagerplatz. Dann verbrachten sie eine Nacht voll banger Besorgnisse und verbrannten einstweilen das Ge- päck, um sich leichter zu dem bevorstehenden schrecklichen Kampfe zu ordnen. Mitten im Walde, wo damals die Römer lagerten, war ein freies Feld. Jetzt liegt das Städtchen Horn daselbst, und jenes Feld wird das Winn- feld genannt. Zwei Büche fließen daran hinab; davon heißt einer vom vergossenen Blute der rothe Bach und der andere der Knochenbach. Dahin äftmen die Legionen des andern Tages. Der Kamps dauerte fort, heißer und blutiger. Zum zweiten Male sank dann die Nacht auf die Streitenden nieder. Die Römer wollten Verschanzungen auswerfen: aber umsonst war der Versuch; rhre Kraft wurde immer matter und der Kampf immer gewaltiger. Furchtbar tobte das Unwetter am Himmel fort; wüthender drangen die Deutschen ein; Varus wurde verwundet, und während seine Kriegsschaaren bluteten, stürzte er sich in sein eignes Schwert. Nur wenige Römer entrannen dem Blutbade. Nach Schmitthenner.

9. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 358

1865 - Zwickau : Zückler
358 in ihre Länder: so vergalten sie dies durch ähnliche Handlungsweise. Daher fortwährend Mordbrand und Blutvergießen mitten in Deutsch- land auf der ganzen Grenze hin, wo die Slaven neben den Deutschen wohnten. Dazu kamen noch die Normänner aus Schweden, Nor- wegen und Dänemark und drangen von der See her auf ihren flachen Kähnen die Weser und Elbe aufwärts plündernd und raubend in Deutsch- land ein. Die schlimmsten Unholde waren aber die rohen Ungarn, welche häufig von den Slaven zu Hilfe gerufen wurden, wenn sich diese der Deutschen nicht mehr allein erwehren konnten. Wie der Blitz waren sie im deutschen Lande, durchstreiften es auf schnellen Rossen in seiner ganzen Länge, raubten alles Vieh und führten die Menschen als Sclaven fort. Ermannte sich aber das deutsche Volk ja einmal zu blutigem Wider- stände: so waren die Ungarn meist schon wieder zum Lande hinaus, ehe die schwerfälligen Rüstungen der Deutschen zu Stande kamen. — Alles das mußte der damalige König Konrad geschehen lassen, weil er selbst mit deutschen Fürsten in stetem Kriege war. Sein bedeutendster Gegner war der Herzog Heinrich von Sachsen, ein Nachkomme Wittekind's. Ihn konnte Konrad nicht besiegen. Eine kleine Seele würde das zu Haß und Rache gestachelt haben. Hören wir, was Konrad that! Als er dem Tode nahe kam, lag ihm seines Deutschlands Unglück recht schwer auf dem Her- zen. Wer soll nun helfen? dachte er. Ich konnte es nicht, weil Heinrich's Hand zu schwer auf mir lag; denn er war kräftiger, als ich. Aber er soll Deutschlands Retter sein! Und er empfahl den Heinrich den deutschen Fürsten mit Übergehung des eignen Bruders zu seinem Nachfolger auf dem deutschen Königsthrone. Die deutschen Fürsten sollen den Heinrich, als sie ihm die Krone brachten, auf dem Vogelheerde gefunden haben. (Darum heißt er der Vogelsteller oder Finkler bis auf den heutigen Tag). Ihm gelang es, in einer Schlacht gegen die Ungarn einen vornehmen An- führer derselben gefangen zu nehmen. Für die Freigebung desselben ge- währten ihm die Ungarn einen neunjährigen Waffenstillstand. Aber nun legte Heinrich die Hände nicht etwa unthätig in den Schooß, oder schwelgte und praßte bei glänzenden Festen. Nein, in ganz Deutschland eilte er herum. Hier ließ er offene Orte mit Mauern umgeben, damit die Wehrlosen dahin flüchten könnten, wenn die Ungarn wieder einbrächen; dort übte er das Fußvolk im Waffengebrauche, um dem Feinde eine feste Lanzenmauer und gute Schützen entgegenzustellen. Hier lehrte er die schwerfälligen^deutschen Reiter ihre Rosse handhaben, um den fliehenden Rotten deutsche Schwerter in den Nacken zu schicken; dort führte er die Truppen vom Übungsplätze zum ernsteren Kampfe über die slavischen Grenzen, um durch Unterjochung 1 dieser Völker den Ungarn ihre Bundesgenoffen zu entziehen. So waren die neun Jahre verflossen. Wie Heuschreckenschwärme fielen die Ungarn auf's neue über Deutschland her, 933. Bei Keuschberg unweit Merseburg erwar- tete sie Heinrich; die Schlacht war blutig und hartnäckig; aber Gott half, die Ungarn wurden besiegt. Was von ihnen in der Schlacht nicht gefallen

10. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 368

1865 - Zwickau : Zückler
368 Streitigkeiten und Zänkereien, die endlich soweit führten, daß gegen 5000 Studenten mit ihren Lehrern auszuwandern beschlossen. Gegen 2000 wendeten sich nach Leipzig, wo sie Aufnahme fanden. So wurde dadurch im I. 1409 die dasige Universität gestiftet. — Später, im I. 1414, sehen wir den Markgrafen Friedrich in großem Glanze, von vielen meißner Rittern begleitet und mit einer Menge Knappen und Diener in der Stadt Costnitz am Bodensee einziehen. Dort ward damals die berühmte Kirchen- versammlung gehalten, auf welcher 1415 Huß und 1416 Hieronymus zum Feuertode verdammt wurden. Von Costnitz zog er im nächsten Jahre wieder herein und züchtigte sogleich nach seiner Rückkehr den rebellischen Ritter Staupitz auf der sehr festen Burg Kriebstein bei Waldheim. — Bald aber gab's für ihn weit ernstere Kämpfe und einen weit mächtigeren Feind. Die Hussiten, aufgebracht über die Wortbrüchigkeit des Kaisers Sigismund und über die Beschränkungen ihrer Freiheit, begannen in Böhmen kriege- rische Unruhen (1418), aus welchen der unselige 20jährige Hussitenkrieg hervorging. Der Markgraf gab den Bitten des Kaisers nach und eilte im I. 1420 nach Prag, den Aufrührern und Ketzern entgegen. Auch schlug er sie und ihren großen Anführer Ziska mehrmals. Allein die hussitische Partei wuchs von Tag zu Tag; der Kaiser und die übrigen deutschen Fürsten vermochten nur wenig Kriegsvolk in's Feld zu stellen; und so mußte denn auch Friedrich mit Trauer und Ingrimm im Herzen der Übermacht des Feindes weichen. —- In dieser Zeit trug sich ein Er- eigniß zu, das für unser Vaterland auf's Reue von großer Wichtigkeit war. In der Gegend von Wittenberg und Dessau nämlich lag damals das kleine Kurfürstenthum Sachsen, das an Rang und Würde weit höher, als die Markgrafschaft Meißen war. Der Kurfürst Albert Iii., (aus dem askanischen Hause stammend), der keine Kinder hatte, starb im I. 1422 plötzlich, als er eben in der lochauer Haide mit der Jagd sich vergnügte. Da fiel das Land dem Kaiser Sigismund zu, und dieser schenkte es Friedrich dem Streitbaren, dem er schon 90000 Thlr. schul- dig war und den er auch gern noch länger als Beistand gegen die Hussiten behalten wollte. So ward aus der Markgrafschaft Meißen, die fast 500 Jahre bestanden hatte, im I. 1423 das Kurfürstenthum Sachsen, und unser Staat war nun an Umfang und Rang einer der ersten im deutschen Reiche. Friedrich zog zwar wieder gegen die Hus- siten, die in Böhmen immer mächtiger geworden waren und schon Sach- sens Grenzen bedrohten; aber was konnte er allein ausrichten, da die übrigen deutschen Fürsten ihn verließen, und auch der tapferste Kriegs- mann vor den schwarzen Räuberhorden der Hussiten die Flucht ergriff? Bei Brüx (1425), bei Mieß und vor Allem bei Außig (1426) verlor er gegen sie viele seiner trefflichsten Streiter. Diese unglücklichen Ereignisse der letzten Jahre und dazu die stets peinigende Voraussehung, daß es noch schlimmer kommen und Sachsen selbst in die Hände der grausamen Feinde gerathen werde, brach die Kraft und den Muth des einst so
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